Mount Valley

Tagebuch

 

 

 

   

 

 

 

Dritte Woche

Mittwoch

Ich fahre schon bei Sonnenaufgang gegen 6.00 Uhr mit dem Landcruiser ins Tandalarivier wegen der Kudus. Am Samstag musste ich meine kleine Fotosafari ja vorzeitig abbrechen, weil es lustig aus dem Kühler plätscherte. Kudus sehe ich nicht, ich meine aber, Trittsiegel von Kudus zu entdecken. Die Trittsiegel sind ähnlich wie die der Oryxantilope, nur kürzer und schmaler. Zurzeit haben wir eine richtige Schmetterlingsplage. In den Büschen hier im Tandalarivier aber auch am Haus sitzen in der Morgensonne Abertausende Schmetterlinge, die ähnlich wie die in Deutschland bekannten Kohlweißlinge aussehen, aber kleiner sind. 

Da wir am Sonntag abreisen, muss das Schlafzimmer spätestens am Samstagabend geschlossen sein. Wir besprechen mit Jakobus, wie der Plan für die nächsten Tage aussieht. Er sagt, dass er für das Einmauern der drei großen, langen Fenster im Schlafzimmer nebst Verputzen einschließlich des Einsetzens aller Fensterscheiben zwei Tage benötigt. Heute will er die Laibung des Durchbruchs vom Schlafzimmer zur Badkammer verputzen und innen die Fenster in der Badkammer. Den Natursteinbelag für den Boden der Badkammer schafft er nicht mehr. Das ist schade, weil dann bei unserem nächsten Besuch auf Mount Valley die Schubkarren mit dem Mörtel für die Bodenklippen durch das Haus geschoben werden müssen. Aber es ist nicht zu ändern. Die Handwerker sind den ganzen Tag damit beschäftigt, die Öffnungen sorgfältig und sauber auszukleiden. Damit diese nicht sogleich wieder abgestoßen werde, nimmt Jakobus eine andere Mörtelmischung, die fast reiner Zement ist. Am Abend schenkt Christa den Handwerkern die zweite Keule vom Springbock. Es ist abzusehen, dass wir das Fleisch bis zu unserer Abreise nicht werden essen können. 

Wir machen heute zwei sehr ausgiebige Farmtouren, fahren auch einmal auf Pads, die seit Jahren niemand mehr benutzt hat und kommen dadurch an Orte, von denen aus man völlig neue Eindrücke unserer Farm hat. In den letzten Tagen sind einige Rinderkälbchen geboren worden, die meisten Rinder sind hoch tragend. Wir finden unsere kleine aber äußerst scheue Blessbockherde von 14 Tieren ganz im Westen von Mount Valley, sehen etwa 60 Oryxantilopen, gut doppelt so viele Springböcke und 25 Strauße. In einem Kameldornbaum entdecken wir am späten Nachmittag im Nordwesten 3 Ohrengeier. Geier haben wir schon seit Jahren auf Mount Valley nicht mehr gesehen. Ohrengeier sind in Namibia vom Aussterben bedroht, weil verantwortungslose Farmer Giftköder gegen Schakale auslegen, die natürlich auch von Geiern angenommen werden. Insgesamt sind wir heute sechs Stunden auf Tour über unsere Farm. 

Das Panzerband dichtet das Leck im Kühler nicht vollständig ab, es ist ein permanenter geringer Wasserverlust festzustellen, mit dem man aber umgehen kann. Vor jeder Tour, die wir mit dem Landcruiser machen, gebe ich einen guten halben Liter Wasser in den Kühler, die Temperaturanzeige bleibt während der Fahrt immer im Normalbereich. Wasser, Panzerband, Schere und feste Handschuhe liegen sowieso hinten im Auto.

 

Donnerstag 

Am Donnerstagmorgen beginnt wieder eine spannende Bauphase. Das mühselige Anputzen von Laibungen und Fensterbänken war ja eher langweilig, weil man nicht den Eindruck hatte, dass es irgendwie voran geht. Heute setzt Jakobus im Schlafzimmer die drei langen schmalen Fenster ein, die bis zum Boden reichen Dazwischen sind zwei kleine Mauerchen hoch zu ziehen. Wir haben uns beim Küchenanbau vor drei Jahren aus Sicherheitsgründen für Sprossenfenster entschieden, und wollen diesen Stil bei den anderen Fenstern, die neu eingesetzt oder ausgetauscht werden, fortsetzen. Die langen, schmalen Sprossenfenster im Schlafzimmer erinnern im ersten Moment an Strafvollzug in der Dritten Welt, weil noch die Fensterscheiben fehlen. Aber das Schlafzimmer hat doch sehr gewonnen durch die neuen Fenster. Bereits am späten Vormittag sind die Fenster eingesetzt und die Mauern fertig gestellt. 

Das hat den Nachteil, dass wir für die folgenden Putzarbeiten im Schlafzimmer das Haus  für die Handwerker öffnen müssen, da sie nun nicht mehr durch eine Öffnung in der Außenwand wie bisher in das Schlafzimmer gelangen können. Das geschieht jetzt über die Veranda und den toten Flur, dessen Tür zur Veranda immer verschlossen ist. Die Veranda ist für uns jetzt nicht mehr nutzbar, den toten Flur versperren wir mit einer Duschabtrennung und einer Pferdedecke innen zum übrigen Haus. Dies ist aber eher ein optischer Schutz. Eine Abdichtung gegen Staub und Dreck ist das nicht. Aber die Putzarbeiten am Nachmittag sind glücklicherweise vergleichsweise sauber.

Ausgerechnet heute erwarten wir Hannelore und Gunther um 13.00 Uhr zum Mittagessen. Christa hat ein Kartoffelgratin  vorbereitet, dazu gibt es Kürbisscheiben mit Speck im Ofen gebacken, und ich lege Springbockfilets auf den Lavasteingrill, die am Vormittag ein paar Stunden in einer Marinade aus Öl und Chakalaka waren. Am Nachmittag gibt es noch einen Apfelkuchen nach Schweizer Rezept. Statt der vorgesehenen Glasur streicht Christa eine Mischung aus Feigenmarmelade und Brandy darüber, die Glasur kann nicht besser sein. Insgesamt ist alles wirklich gelungen und köstlich.

Hannelore berichtet, dass Dietmar bereits am Freitag angerufen hat, sie hat dem David und der kleinen Maria auch sogleich aufgetragen uns hiervon zu informieren, nachdem sie uns über Farmleitung nicht erreichen konnte. Hannelore bespricht mit unseren Handwerkern, dass diese auch nach unserer Abfahrt bis nächsten Dienstag hier bleiben sollen. Sie sollen die Badkammer von außen verputzen, Zement ist noch genug in der großen Garage. Am Mittwoch wird Gunther sie abholen und sie nach Bethanien zurückbringen. Übrigens sind beide Schulkinder, die seit Wochenbeginn hier auf der Baustelle sind, Söhne von Jakobus. Während der Schulzeit wohnen sie bei einer Schwägerin in Bethanien und werden von dieser versorgt. In den Ferien sind sie beim Vater. Nachdem sie von den täglichen Mount-Valley-Wohltaten profitieren können, hat sich ihre negative Einstellung gegenüber europäischen Menschen sichtbar zum Positiven verändert. Auch das Bübchen ist nicht mehr so ernst und traurig, es lacht eigentlich ganz gerne und ist ganz begeistert, wenn es fotografiert wird. 

Aktuelles Thema, das im Land heiß diskutiert wird, ist neben den Enteignungen im Zuge der Landreform die Bodensteuer, die bald erhoben wird. Es haben Listen ausgelegen, in denen jeder Eigentümer nachlesen konnte, welche Maßstäbe für sein Land bei der Bemessung der Bodensteuer zugrunde gelegt werden. Hiergegen konnte dann innerhalb einer Monatsfrist Einspruch eingelegt werden. Ich habe davon im Internet gelesen, als die Frist abgelaufen war. Hannelore weiß nicht, was die Bemessungsgrundlage für Mount Valley ist. Sie sagt, dass für Sinclair ein Wert von 25 NAD / ha festgelegt wurde, für Khoimasis, das mit Mount Valley eher zu vergleichen ist, sollen es 17 NAD / ha sein. Hiervon zahlt Sinclair 0,75 % Bodensteuer pro Jahr. Abwesende Ausländer zahlen einen höheren Satz, Hannelore weiß aber nicht welchen. Mount Valley gehört allerdings einer im Land registrierten Pty (Ltd). Für uns ist auch interessant, ob für die Bemessung die Gesamtgröße von Mount Valley zugrunde gelegt wird, 5.000 ha von Mount Valley sind sicher Berge, die landwirtschaftlich nicht nutzbar sind. Wir sind aber wahrscheinlich gut beraten, wenn wir uns still verhalten und nicht durch Rechtsmittel unliebsam auffallen, für die die Frist wohl ohnehin abgelaufen ist. Es haben einige Farmer Einspruch eingelegt mit der Begründung, ihr Land sei zu niedrig bewertet worden. Sie denken, dass bei einer späteren Enteignung die Entschädigung nach den Werten der Bodensteuer errechnet werden muss, und wollen deshalb jetzt lieber eine höhere Bodensteuer zahlen. Ich denke, dass das wahrscheinlich eine Milchmädchenrechnung ist. 

Die Handwerker arbeiten bis kurz vor 20.00 Uhr am Schlafzimmer, es ist schon sehr dämmerig, als sie gehen, so dass wir den Erfolg ihrer Arbeiten erst morgen ansehen können. Es ist immer noch sehr heiß. Um 21.00 Uhr, also lange nach Sonnenuntergang, beträgt die Temperatur auf der Veranda noch 30,1°C. Am Nachmittag hat sich der Himmel bezogen, es wurde schwül, aber das erlösende Gewitter bleibt aus. Christa verzichtet heute  auf das Abendessen, ich esse noch ein Stückchen von dem köstlichen Apfelkuchen. Dazu trinken wir Edelsüßen Wein von Spiers. 

 

 

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